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Gedenken zum Jahrestag der Reichspogromnacht an die jüdischen Zwillingsbrüder Ernst und Ludwig Lazarus

Vom 9. auf den 10. November jährte sich zum 85. Mal die Reichspogromnacht. In deren Zuge mussten die beiden jüdischen Schüler Ernst und Ludwig Lazarus das Hölty verlassen. Die Schüler*innen haben an diesem Tag Gedanken und Wünsche auf kleine Steine notiert und diese nebst Blumen und Kerzen am Denkmal abgelegt, welches eine Schülerin des Höltys 2016 konzipierte.

Zu den Zwillingsbrüdern

Ernst und Ludwig wurden am 11.03.1926 geboren. Sie wohnten in der Hindenburgstr. 30, gegenüber vom Hölty-Gymnasium. Die Familie hatte dort seit Ende des 19. Jahrhunderts einen gut gehenden Schlossereibetrieb. Die beiden Brüder besuchten das Hölty-Gymnasium und mussten nach der Reichspogromnacht vom 09. Nov. 1938 die Schule verlassen. Schon zuvor waren sie zahlreichen Repressalien ausgesetzt. Bis zur ihrer Deportation am 31. März 1942 nach Trawniki bei Warschau nahmen die Demütigungen und Ausgrenzungen unerträglich zu. Danach verliert sich ihre Spur und sie sind sicherlich in einem der vielen Vernichtungslager ums Leben gekommen.

Zur Entstehung des Denkmals

Die Schüler*innen der Kunstleistungskurse des Hölty-Gymnasiums haben sich 2014 intensiv mit der Geschichte der beiden ehemaligen jüdischen Hölty-Schüler beschäftigt, bevor sie im Modell verschiedene Denkmäler zum Schicksal der Zwillingbrüder gestalteten. Ein abstraktes Mahnmal, zu gestalten aus Seife, sollte symbolisch auf den Leidensweg der Zwillinge hinweisen. Weiterhin sollten die Schüler*innen ihre Gestaltungsentscheidungen schriftlich begründen. Die so entstandenen Arbeiten waren sehr beeindruckend.

Der Heimatverein Wunstorf zeigte ein starkes Interesse an einer Ausstellung mit dem Thema „Stufen eines Leidensweges“. Zur Ausstellungseröffnung am 13. Nov. 2014 wurden von den Schüler*innen außerdem ausdrucksstarke Plakate entworfen.

Der Geschichtsleistungskurs des Hölty-Gymnasiums erarbeitete begleitende Texte zur Biographie der Familie Lazarus und zur Situation der Jüdinnen und Juden unter dem NS-Regime. Diese Ausstellung fand großen Anklang und war für die Besucher sehr beeindruckend.

Durch die erfolgreiche Ausstellung sind verschiedene Sponsoren auf das Thema aufmerksam geworden, die eine Realisierung eines Modells möglich machen wollten. Drei Modelle kamen in die engere Wahl. Unter diesen sollte die Schülerschaft einen Favoriten auswählen. Die Entscheidung fiel auf das Modell einer Schülerin mit ihrer Seifenskulptur „In die Knie gezwungen werden“. Die Schülerin greift den Zwillingsgedanken in ihren knieenden Figuren auf, die sie so weit abstrahiert, dass lediglich zwei Dreiecke übrig bleiben. Die Einkerbungen und Schnitte in der Oberfläche der Dreiecke sollen die zugefügten inneren und äußeren Verletzungen symbolisieren. Durch die ineinandergeschobenen Dreiecke lässt sich ein Davidstern erkennen.

Umsetzung und Standortfrage

Möglich geworden ist die Umsetzung durch eine finanzielle Spende der Stiftung „Rotes Lehmhaus“, durch einen Zuschuss des Heimatvereins und private Spender. Als Künstler wurde der Metallbauer Stefan Kunze aus Hannover gefunden. Vor der Umsetzung in Metall wurde ein Holzmodell in der geplanten Denkmalshöhe von ca. 150 cm angefertigt. Verankert wird das Denkmal auf einem Sockel aus Sandstein, der aus dem Münchehagener Sandsteinbruch stammt.

Als Standort kam für das Projektteam nur das Gelände des Hölty-Gymnasiums infrage. Da das Denkmal nicht nur Hölty-Schüler*innen präsentiert werden soll, sondern auch einer möglichst breiten Öffentlichkeit, bot sich ein halbkreisförmiges Blumenbeet vor der Hausmeisterwohnung an. Dieser Bereich ist von der Hindenburgstraße gut einseh- und erreichbar. Dieser Standort eignet sich besonders gut, da er, an zwei zentralen Wegen liegend, von Schülern und Lehrern täglich passiert wird. Eine Informationstafel wurde neben dem Denkmal platziert.

Einweihung und Ausstellung

Die Denkmalseinweihung erfolgte am 10. Nov. 2016 zum Jahrestag der Reichspogromnacht und des Tages des Schulverweises der Lazarus-Brüder im Jahre 1938.

 

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