Eine „Krone“ für die Hundertjährige – Die lange Reise zum neuen Logo des Hölty-Gymnasiums
Lesen Sie hier den aktuellen Bericht der Aue-Post: Das Hölty-Gymnasium Wunstorf wechselt die traditionelle Schulfarbe. Aus Blau-Gelb wird Orange. Und man setzt sich stilistisch eine Krone auf, die keine ist. Der Grund dafür: Das neue Schullogo. Denn das „Hölty“ war in den zurückliegenden Monaten im Rahmen des Kunstunterrichts auch eine Art Markenschmiede.
Wunstorf (ds). Mancher Lehrer hätte es sicher gerne behalten, das alte Schullogo. Auch Schulleiter Jobst Heizmann gab sich als Fan des bisherigen Schulschriftzuges – bei dem es sich um die Originalunterschrift von Namensgeber Ludwig Hölty handelte – zu erkennen. Doch Heizmann zeigte sich am gestrigen Mittwoch bei der Vorstellung des neuen Logos auch zufrieden mit dem Nachfolger: „Es war an der Zeit“, sagte der Schulleiter. Zum 100-jährigen Jubiläum sollte ein neues Logo endlich Wirklichkeit werden. Die Initiative dazu war aus der Schülerschaft gekommen – und schwelte bereits seit 15 Jahren. Seitdem war eine Neugestaltung immer einmal wieder diskutiert worden, aber dann wiederholt „in der Versenkung verschwunden“.
„Göltz“-Gefahr gebannt
Doch 2019 wurde dann unter Leitung von Katja Ippisch, Fachobfrau Kunst, wirklich eine Arbeitsgruppe gegründet, um das Projekt umzusetzen. Nicht zuletzt auf Bitte der Hölty-Handballer, die beim Auftauchen mit ihrem Trikots als „Göltz“ angesprochen wurden, wie der stellvertretende Schulleiter Dr. Robert Conrad berichtete. So passend die Signatur des Dichters aus dem 18. Jahrhundert für eine altehrwürdige Lehranstalt auch schien, so ging ihr zunehmend die Praktikabilität verloren.
„Ihr habt eigentlich ein tolles Logo, man kann es nur nicht lesen.“
– Bisweilen gehörter Kommentar von Schülern anderer Schulen –
Ganz so historisch, wie das bisherige Schullogo anmutete, war es überdies gar nicht: Erst seit Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre wurde es als Erkennungszeichen des Wunstorfer Gymnasiums genutzt, wusste Dr. Conrad zu berichten. Ursprünglich war es noch mit Linien im Stile eines alten Schulheftetikettes hinterlegt gewesen, zuletzt wurde der Schriftzug jedoch nur freistehend verwendet. Für Außenstehende nicht nur der jüngeren Generationen war das Logo dennoch kaum mehr zu interpretieren. Auch wenn alte deutsche Schreibschrift edel wirkt und eine besondere Faszination ausüben kann – Kurrentschrift steht schon lange nicht mehr auf den Lehrplänen.
Von der Skizze auf dem karierten Blatt zum Designerlogo
Nun also ein neues Logo. Dem jetzt gefundenen Finalentwurf war viel Vorarbeit vorausgegangen, wie Katja Ippisch, die Leiterin der Fachgruppe Kunst am Hölty, am Mittwochnachmittag erzählte. Die vergangenen zwei Jahre hatte man am neuen Schulsignet gefeilt. Schüler der Kunstkurse und das Kunstkollegium entwickelten gemeinsam ihre Vorstellungen von einer Wort-Bild-Marke. Die Hand im Spiel hatte jedoch auch ein professioneller Graphikdesigner: Achim Schaffrinna, der auch die Webseite des Hölty-Gymnasiums neu anlegt, übernahm die Finalisierung und letztliche Ausarbeitung der Vorschläge. Die Schulwebseite, die zum Ende des Jahres online gehen soll, ist dabei auch der Grund, weshalb das neue Schullogo bereits vor dem Jubiläumsjahr zum Einsatz kommt – es wird bereits jetzt für die weiteren Gestaltungsprozesse benötigt. Ende September wurde es von der Gesamtkonferenz mit 70-prozentiger Mehrheit bestätigt und damit zum neuen Schullogo gekürt.
Entschieden hat man sich für einen kombinierten Entwurf, der den verkürzten Schulnamen in den Mittelpunkt rückt. Auf eine Bildmarke wollte man jedoch nicht verzichten und hatte sich im kreativen Prozess frühzeitig auf die Darstellung des Schulgebäudes festgelegt. Andere Ideen wie das Profilbild Höltys oder rein beschreibende Symbole wie Bücher und Stifte wurden verworfen. So schlicht das Gebäude nun wirkt, so schwierig war die Entscheidung für eine der ebenfalls vielen Varianten der Gebäudedarstellung.
Dass das abstrahierte Schulgebäude nun doch recht abstrakt geworden ist, resultiert aus dem Zusammenspiel von Text- und Bildelement. „Eine verspielte Handschrift wirkte nur, wenn man das Logo so reduzierte“, erklärt Ippisch die Konsequenz. Außerdem folgte man dem Rat des Designers, der zu einer weniger filigranen Gestaltung riet. Moderne Logos sollen schließlich in vielen Szenarien „funktionieren“ – oft auch in kleinsten Größen. Doch das benötigte unter den Beteiligten etwas innere Überzeugungsarbeit. Als die ersten ausgearbeiteten Entwürfe in den zurückliegenden Sommerferien vom Designer zurückkamen, konnte man sich damit zunächst nicht recht anfreunden – als viel zu schlicht wurden sie empfunden. Es wurde noch einmal versucht, mehr Detailreichtum unterzubringen. Fenster, Giebel, Portale, Formen – alles wurde noch einmal ausprobiert und getestet, um am Ende doch wieder beim einfachen, stark stilisierten Gebäude zu landen.
Auch die Farbe war ein ganz großes Thema und folgt nun ebenfalls dem Vorschlag des Designers, der sich zuvor nicht nur ein einzelnes Bild vom Hölty-Gebäude gemacht hatte. Er nahm die Farben der Umgebung auf und schuf neben der Hauptfarbe Tieforange auch ein System von Akzentfarben: Cyan- und Azurblau sollen künftig das Hölty-Orange flankieren oder variieren. Die alten Schulfarben – Blau und Gelb, wie die Farben Wunstorfs -, die nicht wenige Schüler auch gerne weiter im Logo gesehen hätten, sind damit Geschichte. Zuvor wurde auch hier viel ausprobiert. Doch das Orange, das sich von der Fassade ableitet, wirkte doch am überzeugendsten. Wie viele Aspekte in die professionelle Logofertigung hineinspielen, wurde auch im Kollegium unterschätzt. „Für mich war’s ein Lernprozess“, beschreibt Dr. Conrad den Weg zur Logofindung, bei dem auch viele andere gute Ideen entstanden und wieder verworfen wurden. Zwischenzeitlich war man sich nicht mehr sicher gewesen, ob man aus der Fülle der Möglichkeiten überhaupt zu einer Entscheidung kommen würde.
Das nun präsentierte Logo ist der Beweis, dass es doch gelang. Statt „Göltz“ zu lesen, wurde das Gebäude von den Schülern nun allerdings schon als Krone interpretiert – was ja nicht unbedingt schlecht sein müsse, merkte Ippisch lächelnd an. Wer genau hinsieht, entdeckt eine Parallele zum alten Logo: Die Schrift ist leicht an die dynamische Federführung von Ludwig Höltys Handschrift angelehnt. Und die Ö-Pünktchen, die in Höltys Unterschrift auffällig hoch stehen, wurden 1:1 übernommen, die historische Signatur Höltys wurde in die moderne Schriftart eingepasst. Das alte Logo lebt damit zu einem Teil im neuen weiter und signalisiert damit ganz dezent Beständigkeit.
Auf Briefbögen der Schule wird das neue Logo bereits verwendet, und auch auf der neuen Schulhomepage zum Jahreswechsel wird es dann zur Geltung kommen. Einen „Bildersturm“ soll es selbstverständlich nicht geben, beruhigte Dr. Conrad: das neue Signet wird das alte schleichend ersetzen. Auf die Frage der Presse, ob das Logo entsprechend zum Schuljubiläum die nächsten 100 Jahre genutzt werde, antwortete Heizmann schmunzelnd: „Wir denken maximal mittelfristig.“ Zum 150. Jubiläum könnte es also vielleicht wieder einmal ein neues Logo für das „Hölty“ geben.